Geschichte

Die Ideen des Vormärz und der bürgerlichen Revolution von 1848/49 rüttelten
am geistigen Machtanspruch von Staat und Kirche. Zur breiten kirchenkritischen Bewegung, die gleichzeitig eine politisch oppositionelle Bewegung war, gehörten von der Kirche exkommunizierte Intellektuelle aus der katholischen und der evangelischen Kirche, die „Freie Gemeinden“ unter so unterschiedlichen Namen
wie „deutsch-katholisch“, „christ-katholisch“, „urchristlich“ gründeten.
Die Deutschkatholiken kämpften für die Unabhängigkeit vom Papst in Rom und
die protestantischen Lichtfreunde vertraten ein rationalistisches Christentum.
Diese Gemeinden wählten ihre Prediger selber und verankerten Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen in ihren Satzungen. Die Dogmen und die Rituale der Kirche spielten immer weniger eine Rolle. Der Zusammenschluss beider Richtungen führte 1859 zum Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands (BFGD).
Die neu gegründeten Gemeinden machten die tiefe Diskrepanz zwischen der Kirche als Institution und der Religion sichtbar. Selbstbestimmung, Dogmenfreiheit und weltanschauliche Toleranz, ein Leben im Einklang mit der Natur und im Einklang
mit den Erkenntnissen der Wissenschaft, das waren die Grundlagen dieser neuen freien Religion.