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Und immer wieder Szenen und Schlaglichter zur Geschichte der Berliner Freireligiösen und des ehemaligen Friedhofs, stets verknüpft mit dem Zeitgeschehen: der sich herausbildenden Sozialdemokratischen Partei, der Arbeiterbewegung, den Anfängen einer Frauenbewegung, dem sozialen Elend und dem Milieu, das Heinrich Zille so treffend wiedergegeben hat. Mit Videoaufnahmen aus den 1990er Jahren wird auch neuere Geschichte dokumentiert: die Bilder erzählen von der Verwahrlosung des Geländes zu DDR-Zeiten. Die Totenbücher, die sich seit 2011 wieder im Besitz der Gemeinde befinden, verzeichnen im Januar 1848 die erste Bestattung auf diesem einzigen freireligiösen Friedhof. Ein Student, der den Freitod gewählt hatte, fand hier seine letzte Ruhe. Er wurde nicht, wie sonst üblich, vor den Toren der Stadt oder außerhalb des Kirchhofs verscharrt. Auf diese Weise gaben die Freireligiösen Selbstmördern die Würde zurück. Leben und Werk der auf dem ehemaligen Friedhof bestatteten Persönlichkeiten werden anhand historischer Aufnahmen vorgestellt und die Zuschauer erfahren recht kurzweilig spannende Details über diese Politiker, Schriftsteller, Kulturanstifter und couragierten Kämpfer – alles engagierte Mitglieder der Freireligiösen Gemeinde Berlin. Viele Beisetzungen gestalteten sich zu eindrucksvollen Demonstrationen, wie z.B. die Beerdigung von Agnes Wabnitz (1842 – 1894), einer Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frauen. Doch es gibt auch die vielen Berliner, an die inzwischen kein Grabstein mehr erinnert. Das heutige Gartendenkmal war vom Verbot und der Enteignung der Freireligiösen Gemeinde Berlin 1934 bis zum Jahre 1970 städtische Begräbnisstätte. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit von zwanzig Jahren, erfolgte dann zwischen 1993 und 1995 der Umbau zu einem Friedhofspark mit öffentlicher Nutzung. Und so picknicken hier heute die Anwohner, Kinder toben auf dem kleinen Spielplatz und Sonnenanbeter breiten ihre Handtücher aus.