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Adolph Hoffmann (1858-1930)

Adolph Hoffmann, seit 1873 Mitglied der Freireligiösen Gemeinde Berlin und von 1913 bis 1926 deren 1. Vorsitzender, war gleichzeitig auch immer politisch stark in der Sozialdemokratie engagiert. Als Autodidakt legte er ein schriftstellerisches Werk vor, das er in den Dienst seiner freireligiösen und politischen Tätigkeiten stellte. Neben dieser ambitionierten Beschäftigung zeichnete ihn eine rhetorische Begabung aus, die ihn im parlamentarischen Geschehen als gefürchteten Zwischenrufer populär werden ließ. 1881 nahm er an der Gründung des Deutschen Freidenkerbundes in Frankfurt a.M. und 1889 als Delegierter am Internationalen Sozialistenkongress in Paris teil.

Seinen Essay „Die zehn Gebote der besitzenden Klasse“ brachte er 1891 im Selbstverlag heraus. Seitdem wurde er der „Zehngebotehoffmann“ genannt. Die Feier zum 50-jährigen Jubiläum der Freireligiösen Gemeinde Berlin 1895 gestaltete er gemeinsam mit dem Vorstand schon als 2. Vorsitzender. Hoffmann war zeitlebens ein marxistischer Sozialdemokrat, der immer dem linken Flügel angehörte. 1900 wurde er ins Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt. Von 1904 bis 1906 gehörte er dem Deutschen Reichstag an. Hier vertrat er vornehmlich eine Politik des „Los von der Kirche“, für die er auch im Preußischen Landtag eintrat. 1917 gründete er gemeinsam mit Hugo Haase und Georg Ledebour die USPD. Er sprach auf Massenkundgebungen und stand an der Seite von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Auf Drängen des Vollzugsrates stieg er für gut zwei Monate zum preußischen Kultusminister auf, führte in dieser Position die Trennung von Staat und Kirche herbei und schaffte den obligatorischen Religionsunterricht in den Schule ab. In den zwanziger Jahren war er Mitglied des Reichsvorstandes der Internationalen Arbeiterhilfe. Das Grab von Adolph Hoffmann befindet sich auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde auf der Gedenkstätte der Sozialisten.

Werke:
Die zehn Gebote der besitzenden Klasse, 1891; Vorsicht! Hütet Euch!
Die Sozialdemokraten kommen, 1893; Friede auf Erden? Ein Weihnachtstraum für Erwachsene, 1894; Ein Warnungsruf an die Frauen und Mädchen aller Stände, 1894; Ein neues Jahr – ein schlimmeres Jahr!, 1894; Kammergericht kontra Kammergericht, 1900; Der erste Hecht im Karpfenteich, 1901; Baron von Knippwitz oder Die Zollvorlage ,1903; Berlin O., 1904; Der Hauptmann von Köpenick, 1907; Los von der Kirche, 1908; Mitgefangen, mit...!, 1908; Lazarettbaracke 9., 1917; Episoden und Zwischenrufe, 1924; Knorke, Schulhumoreske, 1924; Hoffmanns Erzählungen, 1927.
Peter Reuther