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Friedrich Ludwig Urban (1806–1879)

Friedrich Ludwig Urban wurde am 2. Oktober 1806 in Silkerode (Harz) als Sohn eines Hufschmiedes geboren, trat in die Fußstapfen seines Vaters, konnte aber dessen Werkstatt nicht übernehmen. So wurde er Kurschmied bei der Kavallerie. 1827 kam er zum Garde du Corps nach Berlin und wurde 1829 zur Königlichen Tierarztschule Berlin abkommandiert. Als Urban 1832 sein Examen bestand und Tierarzt bei der Truppe wurde, versammelten sich die Demokraten auf dem Hambacher Fest. 1838 wurde Friedrich Ludwig Urban nach Berlin versetzt und bekam hier Heimatrecht. Er eröffnete im gleichen Jahr eine Tierarztpraxis. 1840 bekam Friedrich Ludwig Urban seine Approbation. Die Bemühungen Urbans, seine Selbständigkeit so gut wie möglich zu organisieren, fielen in die Zeit des Vormärz. Die sozialen Missstände waren gravierend. Urban, evangelisch getauft, begann sein religiöses Weltbild zu hinterfragen. Er beobachtete die jungen deutsch-katholischen Gemeinden, besonders die Robert Blums (1807–1848) in Leipzig und beantragte die Gründung eines „Vereins zur Erkenntnis des inneren-geistigen Menschen”, womit er jedoch nur die Beobachtung durch die Polizei erreichte.

Als sich 1845 die deutsch-katholische Gemeinde Berlin unter der Führung Robert Brauners (1816-1854) gründete, stellte sich Urban auf die Seite der protestantischen Lichtfreunde, die ebenfalls für Gewissensfreiheit und Lehrfreiheit eintraten. Weil sein Verein zum wiederholten Male abgelehnt wurde, fasste er sein bisheriges Schriftgut in zwei Heftchen, „Das Wort oder Christus im Menschen“ und „Welt und Geist oder die Beziehung des äußeren zum inneren Menschen“ zusammen. Schon damals kamen ihm die Gedanken an die Gründung einer Urchristen-Gemeinde.
Am 18. März 1848 wurde Urban gegen 15.00 Uhr an der Ecke Königstraße/Burgstraße zufällig Zeuge der Vertreibung von 8.000 auf dem Schlossplatz versammelten Menschen durch das preußische Militär. Schüsse waren zu hören. Tausende drängten ihm über die Brücke entgegen und schrien: „Verrat, man schießt auf uns“. Im darauf folgenden Barrikadenkampf führte Urban das Kommando unter den Zivilkämpfern. Der Tierarzt Urban war nun stadtbekannt. Friedrich Ludwig Urban setzt seine ganze Kraft daran, die Früchte der Revolution zu sichern. Er hatte sogar eine Audienz beim König. Bald beschäftigten ihn jedoch wieder religiöse Inhalte. Sie boten ihm das ethische Gerüst für seinen demokratischen Geist. So gelangte er zum Urchristentum. Nach der offiziellen Genehmigung fand im November 1849 die Gründungsversammlung der Freien Berliner Gemeinde des Urchristen-Bundes statt. Urban wurde in den Vorstand gewählt und wurde zum Patriarchen und Laienprediger.

Zwar zählte die Gemeinde bald 210 Mitglieder, aber der Druck der polizeilichen Behörde wurde für eine freie und geordnete Gemeindearbeit zu groß. Mehrmals wurde Urban aufgrund seiner Predigten zu Haftstrafen verurteilt. Unter solchen Verhältnissen war Religionsausübung nicht mehr möglich. Am 28. April 1850 fand die letzte Versammlung der Urchristengemeinde statt. Da Urbans religiöse und humanistische Einstellung mit den Prinzipien der Berliner deutsch-katholischen Gemeinde übereinstimmte, wurde er hier Mitglied. Am 2. Mai 1861 gründete Tierarzt Urban die Partei „Der deutsche Volksverein“ in der Villa Colonna am Alexanderplatz. In ganz Deutschland wurden in dieser Zeit demokratische Parteien gegründet. Am 5. Dezember 1879 starb Friedrich Ludwig Urban und wurde auf dem Friedhof der Freireligiösen Gemeinde bestattet.
nach einem Text von Björn Milwert